
Nature Journaling im Frühling - welch Freude!
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Falls dein Kontakt mit der Natur im Winter etwas eingeschlafen ist, ist das Nature Journaling eine der schönsten Arten, in das wiedererwachende Leben um dich herum zurückzukehren. Schließlich gibt es nun überall wieder Neues zu entdecken.
All diese schönen Erlebnisse und Beobachtungen in der Natur können wir in Zeichnungen, Zahlen und Worten in einem Naturtagebuch festhalten, ohne dass es dabei um perfekte Bilder gehen soll. Mehr über das Hobby Nature Journaling findest du hier: Was ist Nature Journaling?
Genau genommen geht es schon im Winter los mit den ersten Frühblühern. Schneeglöckchen, Krokus, Blaustern, Winterling, Hyazinthe, Märzenbecher, Waldveilchen und Buschwindröschen sorgen in Weiß, Gelb-, Blau-, Violett- und Orangetönen für die ersten Farbtupfer. Erle und Hasel schmücken die Landschaft mit ihren Blüten-Kätzchen. Und auch auf das Gänseblümchen ist Verlass. Etwas später gesellen sich Esche, Pappel, Weide und Birke dazu.
Sie alle können nun wieder mit ihren bunten Farben und vielfältigen Formen in unser Naturtagebuch einziehen.
Viele Frühblüher sind Geophyten, also Pflanzen mit unterirdischen Speicherorganen wie Zwiebeln, Knollen und Wurzelstöcken. Diese helfen ihnen, den Winter zu überstehen und die nötige Energie aufzubringen, um im Frühjahr wieder auszutreiben. Übrigens kann beispielsweise das Schneeglöckchen dadurch Biowärme erzeugen und sogar Schnee schmelzen lassen, um die Oberfläche zu erreichen!
Im Frühling fällt die Suche nach schönen Motiven fürs Nature Journaling leicht
Was lässt sich beim Nature Journaling im Frühling entdecken?
Wo die Frühblüher erwachen, starten auch die Insekten in den Frühling. Bienen sind auf der Suche nach dem ersten Pollen für ihre Brut. Der Zitronenfalter ist früh sichtbar, weil er nicht wie einige andere Schmetterlingsarten im Winter in den Süden zieht, sondern dank seines körpereigenen Frostschutzmittels Glycerin vor der Kälte geschützt ist.
Auch unsere heimischen Standvögel sind wieder aktiver und wir dürfen die ersten Zugvögel zurück aus ihren Überwinterungsgebieten begrüßen. Beide läuten nun die Balz- und Brutzeit ein.
So gibt es für unser Nature Journal unendlich viel zum Entdecken!
An den Bäumen und Sträuchern öffnen sich die Knospen und strecken ihre Blüten und Blätter der Sonne entgegen. Ab März erfreuen wir uns, besonders in der Pfalz, an der Mandelblüte in Weiß- und Rosatönen. Und meist von uns unbeobachtet, machen sich die Kröten auf ihren Weg in ihr Laichgewässer.
So ist die Frage nicht, ob wir uns schöne Motive für das Nature Journaling im Frühling aussuchen, sondern nur, welches der vielen es wohl zuerst sein soll.
Spannende Frühlings-Fragen für dein Naturtagebuch sind zum Beispiel:
- Wie unterscheiden sich die nun wachsenden Knospen der verschiedenen Baumarten?
- Welchen Zugvogel siehst du als erstes wieder?
- Welches ist das erste Insekt, das du entdeckst?
- Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten fallen dir zwischen den ersten Blumen auf?
- Wann setzen in diesem Jahr die Mandelblüte und später die Kirschblüte ein?
- Welche Blüten ziehen die Insekten ganz besonders an?
- Wie verändert sich das Verhalten der Tierwelt?
- Was lässt sich beispielsweise bei der Balz der Vögel beobachten? Welche Rituale haben sie? Wie klingt ihr Gesang zur Balz und zur Revierverteidigung?
- Welche Keimlinge regen sich nun und machen sich auf, ein stattlicher Baum zu werden?
Und falls du eigenes Obst oder Gemüse ziehst, lohnt es sich hier natürlich ganz besonders, die Entwicklung deiner eigenen Sprösslinge festzuhalten.
In deinem Naturtagebuch kannst du hervorragend festhalten, wie sich deine eigenen Pflanzen entwickeln
So erwachen also im Frühling unendlich viele neue Motive, die wir mit dem Nature Journaling auf einem der schönsten denkbaren Wege erleben können. Und damit ziehen auch wieder lauter bunte Farben in unser Naturtagebuch ein.
Wenn du weiter in die Tiefe gehen möchtest, gilt es beispielsweise herauszufinden, wo welche Vögel nisten. Wer baut sein Nest an Hausfassaden, wer in Hecken, wer in hohlen Bäumen?
Und an den Bäumen und Sträuchern: Wie entwickeln sich die Blatt- und Blütenknospen und an welchen Gehölzen beobachtest du es zuerst? Wie unterscheidet sich die Blatt- von der Blütenknospe?
Blatt- und Blütenknospen lassen sich mal leichter, mal schwerer unterscheiden
Tendenziell sind Blattknospen spitz und länglich geformt und liegen flach am Trieb an, während Blütenknospen eine eher gedrungen-rundliche Form haben und deutlicher als Knospe erkennbar sind. Wenn die Knospe bereits ausgetrieben hat, kannst du sie vorsichtig zwischen den Fingern drücken – bemerkst du einen rundlichen „Kern“, ist es eine Blütenknospe, ansonsten eine Blattknospe. Die Terminalknospe sitzt am Ende eines Triebes und kann Blatt oder Blüte in sich tragen.
Apropos Fühlen - im Nature Journal haben wir ja – welch schöne Bereicherung – Platz für alle Sinneseindrücke: Wie sieht etwas aus? Wie fühlt es sich an? Wie riecht es? Was ist zu hören? Dort, wo möglich: wie schmeckt es?
Der Frühling ist auch die perfekte Jahreszeit, um sich einen Sitzplatz für das auflebende Jahr auszusuchen, d.h. einen Platz in oder an der Natur, an dem wir uns wohlfühlen, den wir gern und ohne viel Aufwand regelmäßig aufsuchen.
Dort können wir uns immer mal wieder ein paar Minuten Zeit nehmen, um den Wandel der Natur in den Jahreszeiten wahrzunehmen und im Nature Journal mit Zahlen, Worten und Zeichnungen festzuhalten.
Wir können einzelne Objekte zeichnen, wie Blätter, Blüten oder Vögel, oder auch gesamte Landschaften und ihre Farben. Im Frühling lohnt es sich ganz besonders, jeden Tag einen kurzen Blick in die Natur zu werfen, weil sich jetzt alles wahnsinnig schnell verändert. Aus der einen Knospe wird innerhalb kürzester Zeit das saftgrüne, formschöne Blatt, aus der nächsten die schmuckvolle und herrlich duftende Blüte.
Und zu guter Letzt können wir bei jedem kleinen Nature Journaling Ausflug ganz bewusst das Frühlingswetter und die zunehmende Tageslänge genießen – und die Augen offen halten, wer es vielleicht mit uns zusammen genießt!